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Die verborgene Geschichte des Mönchspfeffers

Mönchspfeffer – Keuschlamm, das Kraut der Zügelung

Kaum ein Kraut wird so oft genannt, wenn Frauen über ihren Zyklus sprechen, wie der Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Ärzten empfehlen ihn beinahe automatisch, als gäbe es kein anderes Heilmittel. Doch der Blick in seine Geschichte offenbart etwas anderes: Dieses Kraut wurde ursprünglich nicht gewählt, um Frauen in ihrer Kraft zu stärken, sondern um Begierden zu dämpfen.

 

Der Schatten seines Namens

Keuschlamm“ nannte man die Pflanze früher. Die Mönche der Klöster streuten die Früchte in ihr Essen, damit die Glut der Sinnlichkeit erlösche und sie leichter keusch leben konnten. Schon in diesem alten Namen liegt eine leise Warnung: Dieses Kraut steht mehr für Unterdrückung als für Entfaltung.

 

Wie Mönchspfeffer wirkt

Mönchspfeffer beeinflusst die Hypophyse. Eine kleine, erbsengroße Drüse im Gehirn, die wie eine Dirigentin die Hormonproduktion steuert. Dort kann das Kraut das Hormon Prolaktin senken. Prolaktin ist eigentlich wichtig für die Milchbildung nach der Geburt, kann aber, wenn es zu hoch ist, den Zyklus durcheinanderbringen.
So erklärt sich, warum manche Frauen von Mönchspfeffer profitieren, er bringt bestimmte Hormonspiegel wieder ins Gleichgewicht. Doch für viele andere Frauen gilt das nicht: Manche spüren gar keine Wirkung, andere erleben Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Hautausschläge oder Stimmungsschwankungen.

Der Glaube, Mönchspfeffer sei ein sanftes „Frauenkraut für alle Fälle“, ist also ein modernes Märchen.

 

Die alten Gefährtinnen im Pflanzenreich

Unsere Ahninnen wussten, dass es nicht die eine Pflanze gibt, die allen Frauen hilft. Stattdessen wandten sie sich verschiedenen Kräutern zu, je nachdem, welches Gleichgewicht fehlte. Jede Pflanze trägt dabei ein eigenes Wesen, ein Symbol, eine Kraft:

 

🌿 Schafgarbe – die Kriegerin im silbernen Gewand. Sie stillt Blutungen, lindert Krämpfe und schützt wie ein feines Gewebe den Schoßraum.
🌿 Frauenmantel – das sanfte Gewand der Göttin. Er stärkt besonders in der zweiten Zyklushälfte, wenn der Körper sich auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet.
🌿 Melisse – die Pflanze des Mondes. Sie beruhigt das Herz, löst Ängste und lindert das Chaos des prämenstruellen Syndroms (PMS).
🌿 Hirtentäschel – die Hüterin des Blutes. Sie stoppt übermäßige Blutungen und erinnert an das Maßhalten, das Gleichgewicht.

Diese Pflanzen sind wie Schwestern im Kreis der Frauenkräuter. Sie wirken nicht durch Unterdrückung, sondern durch Begleitung sanft, leise und dennoch kraftvoll.

 

Fazit

 

Mönchspfeffer ist nicht das Allheilmittel, als das er heute so oft verkauft wird. Seine Wurzeln liegen in der Zügelung, nicht in der Entfaltung. Wer den Zyklus begleiten möchte, darf tiefer schauen, zurück in das alte Wissen. Dort, in der Sprache der Kräuter und in den überlieferten Bräuchen, finden wir Pflanzen, die uns wirklich zur Seite stehen, nicht um uns kleiner zu machen, sondern um uns in unserer Weiblichkeit zu erheben.

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